Schwerpunkte
Das Asthma bronchiale zählt zu der Gruppe der chronisch entzündlichen Atemwegserkrankungen. Bei entsprechend veranlagten Personen führt diese Entzündung zu anfallsweiser Luftnot infolge einer Verengung der Atemwege. Voraussetzung für das Auftreten ist das Vorhandensein einer Überempfindlichkeit des Bronchialsystems („bronchiale Hyperreagibilität, BHR“) gegenüber bestimmten Auslösern. Dies führt in den meisten Fällen zu einer Verkrampfung der glatten Muskulatur der Bronchien („Bronchospasmus“) und zu einer gestörten bronchialen Reinigung („mukoziliäre Clearance“) mit Verlegung der Atemwege infolge einer Flüssigkeitseinlagerung in die Schleimhaut („Schleimhautödem“) und vermehrter bzw. gestörter Schleimsekretion („Hyperkrinie“ bzw. „Dyskrinie“). Diese Symptome und Veränderungen der Bronchien sind in einem hohen Maße rückbildungsfähig (reversibel) und kontrollierbar.
Man unterscheidet das allergische (extrinsische) Asthma, ausgelöst durch Allergie auslösende Stoffe der Umwelt, vom nicht allergischen (intrinsischen) Asthma, ausgelöst z. B. durch Atemwegsinfektionen, Medikamentenunverträglichkeiten, körperliche Anstrengung oder Refluxerkrankung/Sodbrennen. In Reinform kommen diese jedoch nur bei etwa 10% der Patientinnen und Patienten vor, bei der Mehrheit werden Mischformen beobachtet. Während bei Kindern das allergische Asthma häufiger ist, tritt im Erwachsenenalter gehäuft die nicht allergische Form auf.
Heuschnupfen (saisonale allergische Rhinokonjunktivitis)
Der Heuschnupfen (allergische Rhinitis) und vor allem die pollenbedingte Rhinitis ist eine Erkrankung, die durch Niesen, Juckreiz (Pruritus), Sekretion (fließende Nase) und Obstruktion (Verstopfung) der Nase sowie Begleitkonjunktivitis gekennzeichnet ist. Mehr 20% der Bevölkerung leiden unter Heuschnupfen. Ein wichtiges Merkmal ist die Überempfindlichkeit der Naseschleimhaut gegenüber spezifischen (Pollen) und unspezifischen Reizen (kalte Luft, Tabakrauch, Düfte, sportliche Aktivität etc.). Die Erkrankung beginnt häufig im frühen Kindesalter und führt oftmals über Jahrzehnte hinweg zur Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die negativen gesundheitlichen Auswirkungen betreffen oft das Sozialleben, die berufliche Leistungsfähigkeit und die Arbeitsproduktivität. Heuschnupfen kann auf die unteren Atemwege übergreifen und dort zur Entstehung eines Asthma führen („Etagenwechsel“). Dieser sogenannte Etagenwechsel führt bei fast einem Viertel aller Patientinnen und Patienten nach mehr als 10 Jahren zur Entstehung eines Pollenasthmas.
Mit einer Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie, SIT) soll eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf ein Allergen reduziert werden. Sie wird bei allergischen Beschwerden wie dem Heuschnupfen (saisonale allergische Rhinokonjuktivitis, Link) und bei leichtem und mittlerem allergischen Asthma gegenüber verschiedenen Pollenarten (Gräser, Roggen, Birken, Hasel, Hausstaubmilben, evtl. Tierhaaren und Schimmelpilzen) durchgeführt. Bei Insektengiftallergien gegenüber Bienengift oder Wespengift kann eine Hyposensibilisierung lebensrettend sein und ist daher unbedingt zu empfehlen. Ein Erfolg der Therapie ist an der Verringerung der Beschwerden zu erkennen, im Maximalfall treten diese gar nicht mehr auf.
Es gibt verschiedene Therapieformen:
Subkutane Immuntherapie, SCIT (Goldstandard):
Die Allergene werden unter die Haut gespritzt. Die Dosis wird am Anfang wöchentlich gesteigert (Steigerungsphase, ca. 12 Wochen), die Therapie nach Erreichen der Erhaltungsdosis in regelmäßigen Abständen (Erhaltungsphase, 4-6 Wochen) fortgeführt, damit sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnen und die Bildung von Antikörpern reguliert werden kann.
Sublinguale Immuntherapie, SLIT:
Die Allergene werden über die Mundschleimhaut aufgenommen. Die Zuführung erfolgt über Tropfen oder Schmelztabletten. Im Unterschied zur SCIT müssen die Allergene täglich genommen werden. Der Vorteil liegt in der einfachen Einnahme zu Hause.
Die Gesamtdauer der Therapie liegt in der Regel bei 3 (bis 5) Jahren, bei Insektengiftallergien wird teilweise eine lebenslange Therapie empfohlen. Bei wässrigen Präparaten sind sehr viele Injektionen (2-3x pro Woche, bis zu 16 Wochen) bis zur Höchstdosis notwendig, da die Allergene in ihrer ursprünglichen, nativen Form verabreicht werden.